Ein paar interessante Fakten:
Schellack ist eine harzige Substanz, die aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird.
Ursprünglich verwendete man Schellack zum Versiegeln von Oberflächen, wie es bei antiken Möbeln zum Teil heute noch sichtbar ist.
Die ersten Schallplatten wurden seit ca. 1880 aus Hartgummi hergestellt. Es wurde schnell klar, dass ein anderes härteres Material entwickelt werden musste.
Dafür kam Schellack in einer Mixtur mit Bariumsulfat, Schiefermehl, Ruß und Baumwollflock in Frage.
1898 wurde von Emil Berliner und seinem Bruder Joseph mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft die erste Schallplattenfabrik der Welt in Hannover gegründet.
In unserem Bestand befindet sich eine Beka-Platte von 1906, also nur knapp 8 Jahre später gepresst. Weitere Platten stammen aus den Jahren 1911, 1912 und danach ist in unserer Schellack-Sammlung fast jedes Jahr bis in die Fünfziger vertreten.
Die Platten waren anfangs noch spröde und die Stahlnadeln zum Abtasten der Rillen auf dem Grammophon mussten nach jeder Plattenseite gewechselt werden.
Die Schellackplatte zerstörte also die Stahlnadel und nicht anders herum. Nichts desto trotz blieb die Schellackplatte marktführend bis in die Sechziger Jahre.
Dualplattenspieler der 50-er und 60-er Jahre haben deshalb eine zusätzliche Diamantspitze, die für den Dauergebrauch auf Schellackplatten geeignet ist.
Die älteren Schellackplatten enthalten meist nur ein Lied auf einer Seite, weil die Rillen nicht so dicht angelegt werden können wie auf einer Vinylplatte.
Schellack spielt man am häufigsten mit 78 Umdrehungen ab.
Es gab auch Versuche mit 100 Umdrehungen, aber die Versionen mit 78 setzten sich durch.
Der Ton ist aus physikalischen Gründen hier am besten.
Wenn Sie eine Schellackplatte mit einer gebrauchten Stahlnadel abspielen, dann kann es passieren, dass der Ton enorm leidet. Die abgeschliffene Nadel passt dann nicht mehr optimal in die Rille.
Die Lautstärke wird bei einem Grammophon von der Nadel bestimmt. Es gibt Nadeln für laute, mittellaute oder leise Töne.
Die Stahlnadeln der alten Zeit konnte man in Abpackungen von Zehnern bis zu Hunderten kaufen.
Die kleinen Döschen findet man häufig auf Trödelmärkten.
An jedem Grammophon befinden sich Nadelmulden für die gebrauchten Nadeln.
Auch heute noch gibt es Anbieter für Grammophon- Stahlnadeln.
Im Zweiten Weltkrieg bekamen Schallplatten eine erweiterte Bedeutung über das reine Musikmedium hinaus.
Als Phonobrief (Sprechender Feldpostbrief) wurden sie aus der Heimat an die Front verschickt.
Dazu konnten die Menschen in ein Tonstudio gehen, einen Phonobrief aufnehmen lassen, für den sie einen Gruß, ein Lied oder andere akustische Aufmunterungen an ihre Lieben an der Front aufsprachen und diese Feldpost wurde den Soldaten zugestellt. Mit einem Grammophon im Feldlazarett oder in einer der Unterkünfte wurde der Phonobrief abgespielt und so sollte die Moral der Truppe hochgehalten werden.
Naturgemäß sind nur sehr wenige dieser Phonobriefe erhalten. Entweder sind sie mit dem unglücklichen Soldaten an der Front geblieben oder sie gingen auf dem langen Weg nach Hause verloren.
Ebenfalls finden wir bereits vor dem Krieg Spielzeuggrammophone, die mit extra kleinen Schellackplatten bespielt werden konnten.
Noch bis in die späten 50-er Jahre wurden Schellackplatten hergestellt.
Aber bereits in den 20-ern hatte man mit der Entwicklung von Vinyl begonnen.
Nach einer kurzen Nachkriegspause wurde diese Entwicklung wieder aufgenommen und in den 60-er Jahren setzte sich Vinyl durch.
unten: frühe akustische Schellackaufnahmen, links nur Orchester, rechts Orchester und Sänger bei Pathé. Ab 1927 kamen elektrische Aufnahmen auf, dazu musste nicht mehr auf Hockern und Tischen gesessen und in einen Trichter gesungen werden - die Aufnahmen konnten im Saal beim Konzert genommen und auf den Phonographen im Nebenraum übertragen werden.
unten: ein Sprechender Feldpostbrief von 1943